Zunächst wurde eine Initiative aus dem Vorjahr zu Ende geführt, die notwendig geworden war, weil die Konvertierung von CSV-Daten nach XML mithilfe von Drittanbieter-Komponenten in seltenen Fällen verursachte, dass im Ergebnis einzelne Buchstaben schlichtweg fehlten. Darum musste ein eigener, sauberer CSV-Parser gemäß RFC-4180 programmiert werden, der in Verpackung des Konvertierungsprogramms auch zur Filterung von CSV-Spalten genutzt werden kann. Später wurde diese Implementierung um eine StAX-ähnliche Programmierschnittstelle für Java und C++ ergänzt.

Im Hypermedia-Bereich wurde die Browser-Schnittstelle für den Mikrofon-Gerätezugriff sowohl für die eigenständige Aufnahme als auch für ein Audio-Nachrichtensystem eingesetzt. Für die Kommentierung von Abschnitten in YouTube-Videos wurde ein Workflow geschaffen, welcher die gewählten Ausschnitte in eine statische Webseite einbettet und um die zusätzlichen Inhalte anreichert. Automatischer Download, Schnitt und Indexierung sowie die naheliegenden Möglichkeiten im Zusammenspiel mit Transkription und Web Annotation wurden jedoch bisher nicht weiterverfolgt.

Um Daten zu einem geografischen Ort abrufen zu können, wurde ein Prototyp umgesetzt, der die Browser-Schnittstelle für Geolokation abfrägt. Diese technischen Grundlagen sollen später zu Augmented Reality als allgemeine, öffentliche Infrastruktur beitragen.

Im Umfeld des Peeragogie-Projekts wurden mehrere automatische Aufbereitungs-Workflows entwickelt, die ähnlich Engelbart’s “Journal” die Generierung von Zusammenfassungs-Berichten organisieren. Ein vollständiges Dokumentenmanagement-System wurde zwar noch nicht erreicht, aber die Einführung von NCX (“Navigation Control file for XML” des Open Packaging Formats wie in EPUB) erlaubte schließlich, dieselben Quellmaterialien in diverse Abfolge- und Auswahl-Sequenzen kombinieren zu können.

Von der Parser-Programmierung für Datenformate ist es ein kleiner Schritt zum Interpreterbau für interaktive, dynamische Script-Ausführungsumgebungen sowie domänenspezifische Kommando-Sprachen. Die Nachbildung einer längst vergessenen, listenverarbeitungs-orientierten, reintextbasierten Interpretersprache in Form der „BAC-Programmiersprache“ wartet noch auf die Vervollständigung einiger fehlender Instruktionen.

Ein weiteres Projekt hatte zum Ziel, für die Daten-Eingabe und den Aufbau von Muster-Katalogen beliebig konfigurierbare Formular-Bedienoberflächen anbieten zu können. Zu diesem Zweck wurde eine generische Webanwendungs-Server-Lösung realisiert, deren Vorlagen-Definitionen die Eingabefelder an die gewünschte semantische Datenrepräsentation bindet. Die erfassten Einträge können über HTTP-Header-Content-Type-Negotiation in mehreren Formaten abgerufen werden. Für die Bearbeitung von bereits bestehenden Einträgen wurde eine wiki-artige Versionierungs-Funktionalität hinzugefügt. Die so organisierten Datenquellen konnten versuchsweise eine Progressive Web App generieren; genauso wäre auch die automatische Befüllung eines Dashboards denkbar.

GraphML wurde um die Typisierbarkeit der Verbindungen/Kanten erweitert, um die vorher nicht streng zusammenhängenden Werte in Wertsequenzen anzuordnen. Die frühere Navigations-Bedienoberfläche für freie Graphen kann diese dimensionalen Sequenzen so auf durchwechselbare Achsen aufspannen, um die Navigation auf dieselben einzuschränken. Dadurch wird die einfachere Orientierung inmitten der mehrdimensionalen, möglicherweise irregulären Datenpunkte unterstützt. Anschließend wurde eine Variante in Java implementiert, die auch als Editor fungiert.

Die Zusammenfassungs-Berichte der Besprechungen der Doug@50-Gruppe konnten gerettet und wiederveröffentlicht werden, nachdem das dazugehörige “Journal” eingestellt worden war und das Internet Archive keine Kopie angelegt hatte. Dank des mehrdimensionalen Graph-Navigations-Werkzeugs und -Editors konnte die Hypertext-Buchliste jetzt deutlich besser aufgebaut werden. Aus der Beobachtung von Online-„Kollaborations“-/Gesprächs-Gruppen ergab sich leider nur wenig konstruktive, praktische Zusammenarbeit. Frode Hegland hat “The Future of Text – A 2020 Vision” herausgebracht, welches eine frühe, abgeänderte Version der Hypertextsystem-Beschreibung enthält.

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